2008 08 Kanada Atlantik-Provinzen


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Wenn wir im Vorfeld unserer 3. Kanadareise davon berichtet haben, dass es uns dieses Mal in die maritimen Provinzen unseres Lieblingsurlaubslands zieht, haben wir bemerkt, dass dieser Teil Kanadas bei uns völlig unbekannt ist. In Reiseführern wurden Nova Scotia, New Brunswick und Prince Edward Island bisher auf ein paar Seiten im Bereich Kanada Ost abgehandelt, dieses Jahr hat Reise-Know-How reagiert und einen eigenen Band für die maritimen Provinzen herausgegeben. Wobei es für uns völlig okay ist, wenn die Gegend weiterhin ein Geheimtipp bleibt……

Kanada — und doch ganz anders. Die kürzeste Transatlantikverbindung von Europa aus, ständig am Meer, viel Natur, und dabei die kanadische Infrastruktur mit tollen Unterkünften, freundlichen Menschen und der Möglichkeit, die ganze Zeit englisch zu sprechen, das waren unsere Argumente für die Auswahl des Reiseziels. Oder auch: Kanada ist so groß, die klassische Ost— und Westreise hatten wir schon, was gibt es noch? :-)

Start— und Endpunkt der Reise war Halifax, Provinzhauptstadt von Nova Scotia. Natürlich kann Halifax von der Größe nicht mit den bisher besuchten kanadischen Städten wie Vancouver, Toronto oder Montréal mithalten. Halifax ist aber eine sehr nette, gemütliche Universitätsstadt mit vielen Pubs und Restaurants, einer ausreichend großen Shoppingmeile und einer eindrucksvollen Harbourfront. Einwohner von Halifax vergleichen ihre Stadt mit San Francisco — tatsächlich gibt es zwei Brücken, die der Golden Gate Bridge entfernt ähneln, und die steilen Anstiege in der Stadt und der Blick von dort zum Wasser erinnern wirklich ein wenig an Fotos der kalifornischen Stadt. Cable Cars sucht man aber in Halifax vergebens. Halifax hat fast keine Hochhäuser und wirkt daher nicht so sehr nordamerikanisch. Wir haben uns abends nach der Ankunft in unserem Hotel, dem sehr empfehlenswerten Halliburton, gleich aufgemacht in Richtung Harbourfront, wo wir bei viel Sonne direkt am Meer draußen saßen und uns das erste Seafood des Urlaubs schmecken ließen. Es sollten noch viele weitere folgen! Danach bummelten wir noch ein wenig durch die historischen Hafenbereiche und durch die Stadt.

Am zweiten Tag in Halifax war es zunächst etwas neblig, dann regnete es kurz. Typisches Küstenwetter eben. Wir nutzten die Zeit und besuchten das uns empfohlene Maritime Museum of the Atlantic, mit ganz unterschiedlichen Ausstellungsbereichen zur Geschichte der Seefahrt. Die beworbene Titanic-Ausstellung ist aber recht klein geraten, da war die Darstellung der Halifax-Explosion von 1917 wesentlich ausführlicher und interessanter. Nach einem Kurzbesuch bei der Citadelle, der St. Paul’s Church und der Old Town Clock genossen wir den Mittagsimbiss in einem tollen Sushi-Lokal – praktischerweise direkt neben dem Halliburton. Nun war es Zeit, bewaffnet mit einem Starbucks-Kaffeebecher endlich unseren Lieblingsladen Roots aufzusuchen und nachzuschauen, was es dieses Jahr neues mit Biber-Aufdruck gibt. Wir wurden auch gleich vielfach fündig :-). Nach dieser Anstrengung besuchten wir die Public Gardens, ein schön angelegter Stadtpark, Teiche, Blumen, richtig nett. Abends wurden wir ein weiteres Mal davon überzeugt, dass die Kanadier einfach Genießer sind, die wissen, was gut ist. In Berlin hatten wir im Januar das erste Mal Gerichte von einem Teppanyaki-Grill essen können, und das selbe kulinarische Erlebnis wurde auch in Halifax angeboten. Während der japanische Koch das Essen frisch am Tisch auf der heißen Platte zubereitete, hat er eine richtige Kochshow veranstaltet und uns nicht nur sehr gut bekocht, sondern auch prima unterhalten.

Am Tag darauf begann unsere Rundreise mit einer Fahrt auf der sogenannten Lighthouse-Route, immer an der Küste Nova Scotias entlang. Diese führte uns zunächst nach Peggy’s Cove, wo Kanadas berühmtester Leuchtturm auf den Klippen steht und mit vielen Aufnahmen in unserer Fotosammlung Platz fand. Wir waren wie immer, wenn es um beliebte Touriorte geht, früh auf den Beinen, und schafften es so, fast alleine dort zu sein (wenn man mal das Pärchen abzieht, das ewig gebraucht hat, bis es sich endlich abgelichtet hatte) und auch noch vor Ankunft des ersten Busses. Danach ging es nach dem ersten Besuch dieses Urlaubs bei unserem Lieblingsfrühstückscafe Tim Horton’s über das idyllische Mahone Bay weiter nach Lunenburg. Erste Siedler stammten aus der Gegend von Lüneburg, daher erklärt sich der Name. Der Ortskern ist Unesco Weltkulturerbe, wunderschöne knallbunte Holzhäuser mit teilweise schön verzierten Erkern prägen das Bild. Unsere Unterkunft bot direkten Blick auf den schönen Hafen, und da das Wetter perfekt und keine einzige Wolke am Himmel war, entschieden wir uns für eine Bootsfahrt. Die berühmte Bluenose II lag ebenfalls in ihrem Heimathafen, sie hatte aber gerade einen technischen Defekt. Wir durften aber an Bord gehen und das berühmte Holzsegelschiff bestaunen.

Danach hatten wir erstmal genug von der Zivilisation, wenn wir in Kanada sind, wollen wir vor allem raus in die Natur. Daher bogen wir ab zum Kejimkujik Nationalpark, kurz: Keji, im Landesinneren von Nova Scotia. Uns wurden die Trails „Beech Grove“ und „Rogers Brook“ empfohlen, die wir im Sonnenschein genossen, danach fuhren wir zum Keji Lake und mieteten uns ein Kanu. Da der See sehr groß ist, kam aufgrund des leichten Windes rasch ein recht hoher Wellengang auf, so dass wir uns nach einiger Zeit auf dem See dazu entschlossen, in Richtung des Mersey River zu paddeln. Hier verbrachten wir wunderbare Stunden mit dem Beobachten der Wasservögel sowie einer Painted Turtle und erkundeten die Flussarme. Leider haben uns die Biber mal wieder nicht mit Ihrer Anwesenheit beehrt (scheint unser Schicksal zu sein…).

Am Nachmittag zogen wir 5 km vom National Park entfernt in unsere Cabin bei den Mersey River Chalets ein — ein perfekter Platz fernab von allem. In unserem Häuschen hatten wir alles, was wir brauchten, und das kleine Restaurant Cascades bot uns abends leckerstes Essen. Morgens eine Kanutour mit dem vor Ort zur Verfügung stehenden Kanus, danach relaxen auf unserem Porch mit Blick auf den Mersey River, mittags wieder eine Kanutour, dann wieder entspannen, Kolibris flogen um uns rum, Hörnchen sprangen durch die Bäume, ein Specht besuchte uns — so sieht für uns das Paradies auf Erden aus. Eigentlich wollten wir da gar nicht mehr weg!

Aber es warteten noch andere schöne Orte auf uns, und so machten wir uns wieder auf die Reise, dieses Mal in Richtung Nordküste. Wir frühstückten im historischen Örtchen Annapolis Royal mit ein paar Einwohnern im Cafe und hatten viel Spaß bei lustigen Gesprächen unter anderem über Autokauf. Nach kurzer Besichtigung des Forts fuhren wir raus auf die Landzunge des Digby Neck mit dem Ziel, eine Waltour zu machen. Mit Petite Passage Whale Watch von East Ferry aus haben wir uns den perfekten Anbieter ausgesucht. Natürlich gehört auch immer Glück dazu, bei Naturbeobachtungen auch die gewünschten Tiere zu sehen. Genau so wichtig ist uns aber auch, dass wenn wir Wale sehen, diese nicht zu sehr gestört werden. Hier war ein Abkommen getroffen worden, wonach immer nur 2 Boote mit abgeschaltetem Motor bei gesichteten Walen verweilen durften und andere Boote zunächst etwas weiter entfernt warten sollten. Das war sehr angenehm und da die Anbieter sich daran hielten, kamen wir in den Genuss einer wunderbaren Naturbeobachtung, so konnten wir zunächst ganz kurz einen Minkwal sehen, und danach für ca. eine Stunde ein Buckelwalpärchen begleiten, das wunderbar synchron miteinander schwamm, und danach noch einen einzelnen Buckelwal, der recht munter war und zwar leider nicht ganz aus dem Wasser sprang, aber doch den kompletten hinteren Körperteil in einer lustigen akrobatischen Einlage präsentierte.

Nach diesem Highlight war der nächste Tag ganz ruhig, Morgenspaziergang in der Bucht nahe unserer Unterkunft, danach eine Fährfahrt über die Bay of Fundy von Digby nach St. John in New Brunswick. Da die Überfahrt 3 Stunden dauert und man über eine Stunde vorher dort sein muss, bliebt an einem solchen Tag nicht mehr Zeit für Unternehmungen übrig, aber wir hatten uns ja mit aktuellem englischem Lesefutter eingedeckt. Von St. John aus ging es für uns nach St. Andrews, einem netten Ferienort nahe der Grenze zu Maine. Hier hatten wir eine Reservierung zum Abendessen in unserem Inn, das als besonders gutes Lokal in New Brunswick gilt. Wir haben das erste Mal Hummer gegessen, ohne Schale, es war wirklich lecker, nur die Atmosphäre im Lokal stimmte leider nicht. Es war zu laut, zu voll, und die Bedienungen waren extrem arrogant. Daher müssen wir sagen, dass dies, obwohl lange darauf gefreut, bei weitem nicht der schönste Abend war, den wir in diesem Urlaub hatten. Das Zimmer mit Blick auf die Bucht war aber sehr schön, und das King Size Bett super bequem!

Hier in St. Andrews hatte uns leider der berühmte Nebel der Fundy-Bay erwischt, der uns zusammen mit unbeständigem Wetter, Nieselregen und oft grauem Himmel die nächsten 4 ½ Tage begleiten sollte. Auf diesen Begleiter hätten wir gerne verzichtet! Nun ja, schweren Herzens haben wir uns gegen eine Waltour bei derart miesem Wetter entschieden, nach der tollen Erfahrung 2 Tage zuvor am Digby Neck lag die Messlatte sowieso hoch, und hier war vorher schon recht klar, dass man kaum etwas sehen konnte, und wenn man dann wegen Regens auch noch unter Deck sitzen muss… Also musste ein Alternativprogramm her. Kurzfristig entschlossen wir uns zum Besuch der Kingsbrae Gardens. Bei Nebel wirkten die kräftigen Farben der Blüten besonders schön und fröhlich, so dass wir uns hier länger aufhielten. Kurz waren wir noch in den Public Gardens und an einem Blockhaus, das Teil eines historischen Forts war, danach mussten wir uns mit Kaffee moralisch aufbauen. Leider war weit und breit kein Starbucks in Sicht. Also probierten wir den lokalen Coffee Shop „Honeybeans“, wo ich zum ersten Mal einen Latte Macchiato mit Ahorn Sirup trank, eine nette Variante des Klassikers :-). Abends ging nach ständiger Hoffnung, dass es doch mal aufklaren könnte, noch ein großes Gewitter über die Bucht nieder. Nachdem uns Subway auch in diesem Urlaub mal wieder zu einer Zeit, wo wir einfach nichts passendes zu essen finden konnten, vor dem Hungertod gerettet hat (hier mit einem Lobster-Sandwich!), genossen wir unser schönes Zimmer mit Blick auf den Regen. Vieeel besser und gemütlicher als das Jahr zuvor in Hope!

Nachdem wir uns am nächsten Tag in Alma kurz umgesehen hatten, fuhren wir mit Blick auf die Tidentabelle, die man in dieser Region des höchsten Gezeitenunterschieds der Welt immer dabei haben sollte, gleich weiter zu den Hopewell Rocks, um diese bei Flut fotografieren zu können. Wir wollten aber nicht bis zum Abend warten, um noch am selben Tag die Felsen bei Ebbe sehen zu können, sondern planten dies für übermorgen früh auf der Fahrt Richtung Prince Edward Island ein.

Der Fundy National Park bei Alma gefiel uns nicht so gut wie die bisherigen in Kanada besuchten Nationalparks. Dies könnte zum einen durch das unbeständige Wetter erklärt werden, wodurch die eigentlich geplante Kanutour ins Wasser fiel, aber ausschlaggebend war der Zustand des uns empfohlenen Trails „Matthews Head“. Es hatte wohl nicht nur am Tag zuvor, sondern schon seit Wochen in der Gegend viel geregnet, so dass der Weg sehr matschig war. Zusätzlich ging es über geschätzt tausend Wurzeln, und während das Wetter uns während der etwa 2 ½ stündigen Wanderung zum Glück hold war, mussten wir dennoch ständig auf den Boden schauen, um nicht zu stolpern. Zu Beginn des Trails waren noch viele Markierungen vorhanden, später kamen dann plötzlich gar keine mehr, was uns zunächst das Gefühl vermittelt hat, wir müssten falsch gelaufen sein. Hier sind wir bisher aus Kanada nur das Beste gewohnt gewesen. Danach waren wir erstmal erledigt und kehrten in unsere Ferienwohnung Cliffside Suites zurück, wo wir in unserer Hollywood-Schaukel lesend den Blick auf den Ort, den Hafen und das ständig wechselnde Wetter genossen. Abends klarte es dann doch noch auf, und nach dem miesesten Essen ever (Vorsicht vor dem Driftwood Restaurant!) machten wir uns auf zu einer Abendwanderung am Bennett Lake und auf dem Caribou Plain Trail, leider ohne Elche, aber sehr idyllisch.

Richtung Prince Edward Island legten wir zunächst noch den erwähnten Zwischenstopp bei den Hopewell Rocks ein und liefen bei Ebbe ein bisschen auf dem Meeresboden bei den Felsen herum. Danach fuhren wir über die Confederation Bridge nach Prince Edward Island. Das erste, was uns auffiel, war der Geruch nach Pommes :-), wir fuhren dann auch recht bald an einem riesigen McCain-Werk vorbei. Zunächst eine kurze Schleife in Richtung Osten zur Kleinstadt Summerside, hier verweilten wir aber nur recht kurz, und danach direkt nach Charlottetown. Wir bummelten durch die schöne kleine Stadt, kauften ein bisschen ein, aßen wunderbar zu Abend in Sim’s Corner Steakhouse. Wir hatten uns Karten für Kanadas beliebtestes Musical „Anne of Green Gables“ reserviert, und verbrachten einen sehr schönen Abend im Theater. Am nächsten Morgen starteten wir früh nach Green Gables, wo es noch nicht voll war. So konnten wir das nach Romanbeschreibungen eingerichtete Haus ansehen, die angebotenen 2 Trails laufen, und auch ein bisschen auf dem Gelände herumspazieren, wo das Haus stand, in dem die ersten Anne-Bücher geschrieben wurden. Die „Anne of Green Gables“-Bücher haben mich ganz früh schon inspiriert, mir die Kanada-Landkarte im Atlas anzuschauen, nach PEI zu suchen und mir zu wünschen, dort einmal hinzufahren. Wie man sieht, es hat geklappt! :-)

Danach fuhren wir zum Prince Edward Island National Park und begannen ganz im Westen bei Cavendish mit unserer Tour. Wir fuhren gemütlich über die Straße direkt hinter den Dünen, hielten bei herrlichem Sommerwetter an jedem Aussichtspunkt, ließen uns den Wind um die Nase wehen, genossen den Blick auf rote Klippen, blaues Meer, ebenso blauen Himmel und das Grün ringsum. Auf nahen Felsen konnten wir unzählige Kormorane beobachten. Besonders gut gefallen hat uns das kleine Örtchen Rustico Bay, aber auch die Strände, die wir gesehen haben, waren sehr malerisch und nicht überlaufen. Den östlichsten Teil des Nationalparks bei Greenwich wollten wir uns für den nächsten Morgen aufheben, so kehrten wir nachmittags nach Charlottetown zurück, wo unser Gastgeber, der Besitzes des Shipwright Inn, total begeistert war, dass wir einen sonnigen Teil auf der Insel gefunden hatten, in Charlottetown sei es den ganzen Tag bedeckt gewesen…Nachdem wir uns frisch gemacht hatten, gingen wir erneut in die Stadt, in der es jede Menge Ausgehmöglichkeiten gibt, der Merchantman Pub hat es uns angetan, außerdem das hervorragende Eis von Cows, das wir am Abend an der Promenade genossen.

Absolutes Highlight nicht nur auf PEI sondern des gesamten Urlaubs waren die 3 Trails bei Greenwich im östlichen Teil des Prince Edward Island National Parks. Einfach überwältigend war der Trail durch die Dünen: Ein schwingender Brettersteg, ein Moor mit vielen Wasservögeln, dahinter die Dünen, gleich danach das Meer – eine einmalige Landschaft in herrlichen Farben, und wir waren hier ganz allein!

Ich war wirklich traurig, Prince Edward Island verlassen zu müssen. Diese kleine Insel, kleinste Provinz Kanadas, hat mit ihrer zauberhaften Hauptstadt Charlottetown und den traumhaft schönen Landschaften im Nationalpark unsere Erwartungen übertroffen.

Nun waren wir nach einer kurzen Fährüberfahrt wieder in Nova Scotia, da wir erst nachmittags wieder zum Festland aufbrachen, hatten wir auch nur noch eine kurze Fahrstrecke bis ins Universitätsstädtchen Antigonish. Hier waren wir im schönen B&B „Azelia Farmhouse“ etwas außerhalb untergebracht, und Mary Pat hatte gleich sämtliche Speisekarten der Restaurants besorgt. So entschieden wir uns gleich dort für das Bistro Gabrieau’s und wurden mit einem fürstlichen Dinner belohnt. Allein der Flammkuchen mit Ziegenfrischkäse, Räucherlachs und Kapern war ein Gedicht!

Am nächsten Morgen brachen wir nach einem Frühstück und gemütlichem Plausch auf nach Cape Breton Island, um uns im Uhrzeigersinn auf die erste Hälfte des Cabot Trails bis nach Pleasant Bay im Norden von Nova Scotia zu machen. Der Cabot Trail ist eine Rundfahrstrecke und gilt als eine absolute Traumstraße. Da er durch den Cape Breton Highlands National Park führt, gab es wieder zahlreiche Wandermöglichkeiten und Ausblicke mit Fotostopps. Der beste Stopp war aber nicht an einem Lookout, sondern direkt an der Straße, als ein jugendlicher Schwarzbär gemütlich über die Straße lief und wir ihn toll beobachten konnten.

Wir wandertem an diesem Tag die kürzeren Trails, zunächst „Le Buttereau“, dann „Le Bog“ und den ersten Teil von „Benji’s Lake“. Beim Blick gen Himmel entschieden wir uns jedoch, lieber etwas abzukürzen und Richtung Pleasant Bay weiter zu fahren. Eine goldrichtige Entscheidung, da in der nächsten halben Stunde wahre Sturzbäche vom Himmel kamen – wir saßen zum Glück im Trockenen. Wir checkten ins B&B ein und gingen danach bei Sonnenschein zum Pier, um eine Waltour zu buchen. Leider war niemand außer uns mutig genug, alle waren durch den Regen abgeschreckt, so dass die Tour um eine halbe Stunde verschoben wurde. Die Zeit vertrieben wir uns mit dem Besuch des Whale Interpretive Center, für das wir Eintrittskarten von Anna geschenkt bekommen hatten. Danach wies uns der erste Veranstalter erneut ab, es gab immer noch nicht genügend Interessenten. So fuhren wir kurz entschlossen mit der Konkurrenz, was wir nicht bereuten, da nur noch eine Familie mit an Bord war und wir das Boot für uns hatten. Die Gegend ist für die Pilotwal-Population bekannt, die dort heimisch ist und eigentlich immer besucht wird. Nur bei uns nicht — sie waren weit draußen. Aber wir konnten kurze Zeit einen Finnwal beobachten, der es aber recht eilig hatte und nicht in Bootsnähe bleiben wollte. Ist ja schön, wenn die Tiere dann nicht „verfolgt“ werden. Danach beobachteten wir den Rest der Tour eine Herde von Atlantic White Sided Dolphins, bestimmt bis zu 40 Tiere, die in alle Richtungen um uns herum schwammen und einfach wunderschön aussahen. Unsere Delphine hatten es auch nicht so eilig wie der untreue Finnwal und blieben in unserer Nähe. Nachdem die Tour erst um 15.30 Uhr begonnen hatte, hatten wir danach auch schon Hunger. In Pleasant Bay gibt es nur wenige Essensmöglichkeiten, empfehlenswert ist der „Rusty Anchor“. Anna hatte mir schon geschrieben, dass sie abends im B&B zum Dessert einlädt. Nach Testen des Jacuzzis im Zimmer saßen wir bis spät bei Anna am großen Tisch bei warmem Schokokuchen und Eis und haben uns toll mit den anderen Gästen verstanden: Ein Paar kam aus Ontario, zwei Freunde aus Alberta, und ein Ehepaar aus England, wobei sie aus Schottland stammte. Wir haben uns toll verstanden und super unterhalten.

Am nächsten Morgen gab es das beste und reichhaltigste Frühstück unseres Lebens, Anna kann nicht verbergen, dass sie Köchin ist. Selbstgemachte Zimtschnecken, selbstgemachte Orangen-Pancakes, es war unbeschreiblich! So kamen wir viel später los, als wir eigentlich geplant hatten, was aber später nichts ausmachte, da nach Sonne am Morgen am Mittag doch wieder Nebel aufzog. So wanderten wir noch ein bisschen im National Park, und fuhren dann nach Baddeck am Bras d’or Lake weiter.

Von Baddeck aus hätten wir auch die nachgebaute Festung Louisbourg besuchen können, wir hatten aber keine rechte Lust dazu. Also entschieden wir uns für das hervorragend gemachte Alexander Graham Bell Museum. Der Erfinder des Telefons — wenn er es denn war?- hatte in Baddeck seinen Sommersitz und wir konnten uns davon überzeugen, dass er auf ganz vielen Gebieten Interessen hatte und sehr viel geforscht hat. Im Anschluss segelten wir auf dem See und hatten dabei Gelegenheit, nicht nur das Haus der Familie Bell von weitem zu sehen, sondern auch Weißkopfseeadler zu beobachten — wusstet ihr, dass Weißkopfseeadler auf den Namen „Alex“ reagieren? Jörg meint, „Alex“ heißt in der Sprache der Bald Eagles „Fisch“. Ich kann nur sagen, es funktioniert, ich habe es selbst getestet :-).

Und dann kam der Schluss des Urlaubs, und man soll ja immer aufhören, wenn es am schönsten ist. Und die schönste Blockhütte steht nach unserer Meinung nahe Truro, direkt am See, hat eine Terrasse, Wohnbereich, Küche und Bad und das Bett steht unterm Dach. Das ist jetzt wirklich ein Geheimtipp, und daher verrate ich die Adresse auch nur auf Anfrage. Weil das ein Ort ist, wo wir noch öfter im Leben hin wollen, und da wollen wir vorher wissen, wen wir dorthin schicken :-).

Und weil oft alles anders kommt, als man denkt, bekamen wir noch einen Zusatztag in Kanada von der Fluggesellschaft gesponsert. Ist wohl inbegriffen, wenn man zum dritten Mal in Kanada ist :-). So kamen wir dann erst 27 Stunden später in Deutschland an als ursprünglich geplant. Bei Fragen, wie man sich in einem solchen Fall verhält, was unsere Rettung war, welche Ansprüche bestehen, fragt doch Einfach den Anwalt eures Vertrauens — oder mich :-).

Unsere Lieblingsrestaurants:

Fotos unserer Unterkünfte
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